Nr. 110/2019

HERR RAHMAN, WELCHER BAUM KÜHLT IM SOMMER AM BESTEN? Wenn es zwischen den Häuserschluchten im Sommer zu heiß wird, zieht es viele Stadtbewohner in die Parks. Kein Wunder: Dort kann es bis zu fünf Grad kühler sein als im Beton-Dschungel. Das Grün wirkt wie eine Klimaanlage. Aber welche Bäume kühlen am besten? Das untersucht der Pflanzenökologe Mohammad Rahman in München. Bäume könnten eine wichtige Rolle spielen, um Städte für die Klima­ erwärmung zu wappnen. Welcher Baum den größten Kühleffekt erzeugt, lasse sich allerdings schwer sagen, so Rahman: „Es kommt auf die Umgebung an.“ Prinzipiell sei der Wasserbedarf entscheidend. Rah- mans Team hat das exemplarisch anhand zweier Baumarten unter- sucht, die in deutschen Städten verbreitet sind und sehr unterschiedlich starken Durst haben: Winterlinde und Robinie. Während die Linde eine dichte Krone mit großen Blättern und dementsprechend einen hohen Wasserbedarf hat, kommt die Robinie, die kleinere Blätter und eine lichtere Krone hat, mit halb bis einem Fünftel so viel Wasser aus. Der Kühleffekt eines Baumes hat zwei Komponenten: den Schatten, den er spendet, und die Verdunstungskälte des Wassers, das er an die Luft abgibt. Die Linde bietet mehr Schatten und produziert mehr Ver- dunstungskälte als die Robinie. Allerdings entzieht sie ihrem Umfeld auch viel Wasser, sodass weniger für den Rasen des Parks übrig bleibt, der seinerseits einen Kühleffekt hat. Wie Rahmans Studien zeigen, gibt der Baum weniger Verdunstungskälte ab, als es der Rasen mit dersel- benWassermenge täte. Daher seine Empfehlung für Stadtplaner: Dort, wo es um das Mikroklima geht, also das Beschatten von Menschen und asphaltierten Flächen, ist die Linde die bessere Wahl. In Parks dagegen, wo die Bäume auf Rasen stehen, sorgt die die Kombination des Rasens mit der Robinie insgesamt für mehr Abkühlung. Gleiches gilt für andere Baumarten mit viel Durst wie Rosskastanie und Spitz­ ahorn oder mit wenig Durst wie die Eiche. Text JAN BERNDORFF DR. MOHAMMAD RAHMAN aus Bangladesch war bis März 2018 Humboldt-Forschungsstipendiat an der Technischen Universität München und forscht dort nun weiter am Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung. 7 HUMBOLDT KOSMOS 110/2019

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