Nr. 110/2019

Dank moderner Dialogsysteme wie Alexa und Siri sind Computer zu Alltagshelfern geworden: Auf Sprachbefehl liefern sie Infos, bedienen Musikanlagen, machen Licht und erzählen sogar Witze. Das aber tun sie völlig emotionslos. Eine natürliche Unterhaltung ist nicht möglich. Die Serbin Milica Gašić will das ändern. „Siri, wer ist Helene Fischer, verflixt nochmal?“ Auf diese Frage ant- wortet uns die Sprachassistentin unseres Smartphones nüchtern, dass es sich umeine deutsche Schlagersängerin handelt. Den genervtenUnter- ton ignoriert sie. Auch Ironie, Trauer oder Begeisterung sind Siri fremd. Für ein tiefes Gespräch ist sie ungeeignet. Denn dafür ist Empathie unerlässlich – der Gesprächspartner muss in der Lage sein, Emotionen wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. „Ein System könnte Gefühle am Klang der Stimme oder an der Wort- wahl erkennen“, sagt Milica Gašić. Gefühle aus der Wortwahl herauslesen – das will Gašić den Syste- men beibringen: Neben enzyklopädischem Wissen speist die Forsche- rin der künstlichen Intelligenz Aufzeichnungen von Gesprächen unter Menschen ein. Ein statistisches Modell wertet Zusammenhänge zwi- schenWortwahl und Reaktionen des Gegenübers dann aus. Damit kann das System Antworten entwerfen, die einen Sprecher auch emotional abholen. „Gespräche sollenmenschlicher werden, die Systeme nicht nur sachlich informieren, sondern auch ein gutes Gefühl vermitteln“, sagt Gašić. Text JAN BERNDORFF PROFESSORIN DR. MILICA GAŠIĆ forschte als Sofja Kovaleskaja- Preisträgerin der Humboldt-Stiftung zunächst an der Universität des Saarlandes und ist jetzt Inhaberin des Lehrstuhls für Dialog Systems and Machine Learning an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. FRAU GAŠIĆ, WIE WIRD SIRI SENSIBEL? Foto: Humboldt-Stiftung/Mats Karlsson NACHGEFRAGT 10 HUMBOLDT KOSMOS 110/2019

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