Nr. 113/2021

Carrier, der Wissenschaftsphilosoph von der Universität Bielefeld: „Für viele Probleme gab es dank der Forschung sehr schnell auch Lösungen. Da ist es schwierig, mit seinen Erwartungen realistisch zu bleiben, was die Wissenschaft leisten kann.“ Das gelte etwa dann, wenn die versammelte Welt plötzlich ratlos vor einem neuartigen Virus steht und auch die Wissenschaft nicht schlagartig Patentrezepte lie- fern kann. Martin Carrier geht in seinen Gedanken zurück in die Vergangenheit und muss schmunzeln. „Kennen Sie die Anekdote von Woodrow Wilson?“, fragt er: Der US- Präsident berief während des ErstenWeltkriegs einen Phy- siker in ein Gremium und begründete das mit den legen- dären Worten, ,,falls wir mal was rechnen müssen“. Wie viel Geringschätzung gegenüber der Wissenschaft drücke dieser historische Satz aus, sagt Carrier – und wie anders sei die Situation heute, trotz aller gelegentlich aufflackern- den Wissenschaftsskepsis. „Ich halte es für ein positives Zeichen, dass Wissenschaft in der Öffentlichkeit auf Reak- tionen stößt.“ Das zeige schließlich vor allem, dass sie als relevant wahrgenommen wird. Quelle aller Grafiken: Wissenschaftskommunikation in Deutschland: Ergebnisse einer Befragung von 5688 Wissenschaftler*innen an deutschen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen durchgeführt von der Impact Unit von Wissenschaft im Dialog, dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und dem Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation. 14 GRAFIK 6 Wie ist Ihre persönliche Sicht auf das Verhältnis von Wissenschaft und Medien? Medienauftritte von Wissenschaftler*innen stärken die Wissenschaft im Ganzen. Regelmäßig als öffentliche*r Expert*in aufzutreten, bedeutet oft auch, kaum noch selbst zu forschen. Der mediale Fokus auf einzelne Wissenschaftler*innen schadet dem Zusammenhalt der Wissenschaft insgesamt. Ich fühle mich mit meinem Fachgebiet in den Medien gut vertreten. Wissenschaftler*innen orientieren sich zu stark an medialen Erwartungen. 7 18 10 4 53 12 5 23 19 41 3 19 11 26 10 43 30 5 45 17 21 5 13 46 stimme über­ haupt nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu stimme voll und ganz zu kann ich nicht beurteilen Angaben in Prozent. Abweichungen in der Summe sind rundungs­ bedingt. (n ≥ 4983) SCHWERPUNKT 20 HUMBOLDT KOSMOS 113/2021 Forscher entwickeln NACHHALTIGEN Satelliten aus Holz

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