Nr. 113/2021

SCHWERPUNKT ,,Ich habe bis dahin vor allem für Kolleg*innen geschrieben und finde es sehr schwer, eine Sprache zu finden, mit der ich die Öffentlichkeit ansprechen kann“, sagt er. Dann muss er schmunzeln: ,,Eine Journalistin bat mich während des Pro- gramms, eine kurze Zusammenfassung meiner Arbeit zu schreiben. Sie las die paar Zeilen und sagte: ‚Mir wird das überhaupt nicht klar.‘ Also schrieb ich noch mal und noch mal, bis ich den Bogen raus hatte.“ Für seine Posts gewöhnte er sich einen anderen Duktus an, er drehte YouTube-Videos mit einer Wissenschaftsjournalistin, und bald darauf mel- dete sich seine Schwester aus Brasilien: „Wow, endlich habe ich es verstanden“, schrieb sie ihm. „Ich wusste bis jetzt gar nicht so genau, woran du eigentlich arbeitest!“ Das ist eine Reaktion, die sich viele Forschende wünschen, wenn sie kommunizieren: Sie wollen zeigen, wie es hinter den Labortüren zugeht und vermitteln, wie die Wissen- schaft eigentlich arbeitet – und warum sie nicht immer auf alles eine Antwort kennt. ERKENNTNISPROZESSE IN ECHTZEIT Die Covid-19-Pandemie hat zu Lerneffekten geführt, meint der Präsident der Humboldt-Stiftung Hans-Chris- tian Pape: „Die Öffentlichkeit wurde Zeugin eines wis- senschaftlichen Erkenntnisprozesses in Echtzeit mit sei- nen Vorläufigkeiten und Hypothesen, die vielfach geprüft, bestätigt oder eben auch widerlegt werden.“ Dass sich wis- 90 52 41 37 33 GRAFIK 4 Worüber kommunizieren Sie öffentlich?* über meine eigene Forschung über die Forschung anderer in meinem Feld über die Methoden, Prozesse und Werte von Wissenschaft und Forschung über die generelle Bedeutung von Wissenschaft und Forschung in der Gesellschaft über die gesellschaftlichen Auswirkungen meiner Forschung * Diese Frage wurde nur den Befragten mit Erfahrung in der Wissenschaftskommuni­ kation gestellt. (n = 4557) Mehrfachauswahl möglich. 18 HUMBOLDT KOSMOS 113/2021

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