Nr. 116/2024

HUMBOLDTIANER*INNEN PERSÖNLICH D as Foto ist 2022 im Dorf Checheyi in Zentral- Nigeria entstanden. ImRahmen eines Projekts meiner Organisation iLeadclimate Action Ini- tiative bin ich durchs Land gezogen und habe Frauen über den Klimawandel aufgeklärt. Denn ich glaube an Veränderung von unten und setze auf Graswurzelbe- wegungen! Jede von uns kann etwas tun. Wir haben öko- logische Pflanzenschutzmittel und organischen Dünger verteilt und den Frauen beigebracht, wie sie ihn einset- zen, um das Klima zu schonen und die Erträge zu verbes- sern. Das ist Ökofeminismus. Es geht um Klimagerech- tigkeit und die Ermächtigung von Frauen und Mädchen. Frauen haben in ihrem Alltag und ihrer Arbeit eine enge Beziehung zur Natur. Sie trifft der Klimawandel beson- ders hart. Zudem fehlt ihnen oft der Zugang zu Bildung und Ressourcen, um auf die Folgen reagieren zu können. Viele Konflikte in Nigeria sind eigentlich auf den Kli- mawandel zurückzuführen, aber nur wenigen Menschen ist das klar. Ob Überflutungen oder fortschreitende Wüs- tenbildung: Der Klimawandel zerstört Lebensgrundlagen, die Menschen machen sich auf den Weg und fliehen. Das führt zu Feindseligkeiten, Konflikten und Gewaltausbrü- chen. Weil Familien ihre Töchter nicht ernähren können, werden sie als Kindsbräute verheiratet. Auch umdas zu ver- hindern ist es wichtig, dass Frauen unabhängiger werden. Ich bin Agrarwissenschaftlerin und habe 2018 die nigeria- nische Sektion von Fridays for Future gegründet. Ich habe getwittert und gebloggt, mich mit anderen vernetzt. So ist daraus eine panafrikanische Bewegung entstanden, in der heute Tausende aktiv sind. Das macht mir Mut. Wir leben in einer Welt der Polykrisen und müssen global denken – aber jeder Ort hat eine eigene Perspektive auf die Dinge und kann auch eigene Lösungen entwickeln. Viele Industriestaaten setzen auf eine globale Wasser- stoffwirtschaft, um ihre Industrie klimaneutral zu machen. Aber dafür benötigen sie afrikanischen Boden, afrikani- sche Ressourcen. Der Klimawandel setzt Afrika jetzt schon besonders zu, obwohl Afrikaner*innen wenig dazu bei- getragen haben. Ich sage: „Schluss mit dem Carbon Colo- nialism! “ Die jungen Afrikaner*innen sind innovativ. Warum setzen wir für uns nicht auf die vielen Lösungen für nachhaltige Energiegewinnung, die in Afrika entwi- ckelt werden? Im Großen müssen die globalen Strukturen gerechter werden. Für jede*n einzelne*n gilt: „Act now!“ Selbst wenn reiche Länder die Folgen des Klimawandels noch bezahlen können, müssen wir begreifen: Der Klimawandel ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Krise. Und die wird uns alle irgendwann treffen – egal, wo wir auf der Welt zu Hause sind. Aufgezeichnet von MAREIKE ILSEMANN „ DER KLIMA- WANDEL WIRD UNS ALLE TREFFEN!“ Die Agrarökonomin und Klimaaktivistin ADENIKE OLADOSU ist Gründerin von Fridays for Future Nigeria und Alumna des Programms Black Feminism and the Polycrisis des New Institute, Ham- burg. Als Internatio- nale Klimaschutzsti- pendiatin forscht sie derzeit beim Politik- wissenschaftler Claus Leggewie im Panel on Planetary Thinking der Justus- Liebig-Universität Gießen. Die Zoologin Dr. Jeanne Agrippine Yetchom Fondjo kam mit dem Georg Forster-Stipendium aus Kamerun nach Deutschland. Sie forschte in Hamburg und Karlsruhe zur Ökologie und Biodiver- sität der Tiere. Meine Forschungsaufent- halte in Deutschland im Rahmen des Georg Forster- Forschungsstipendiums brachten meine Karriere entscheidend voran. Mein Umfeld riet mir anfangs davon ab, mich zu bewer- ben. Ich habe es trotzdem versucht und war erfolg- reich. Wir brauchen mehr Frauen in der Forschung. Ich möchte sie inspirieren. Haltet an euren Träumen fest und lasst euch nicht entmutigen! Nachhaltige Entwicklung: Zukunft durch Forschung gestalten Das Georg Forster-Forschungsstipendium fördert hochqualifizierte Postdocs und er- fahrene Wissenschaftler*innen aller Fachrichtungen aus Entwicklungs- und Schwel- lenländern, deren Forschung Fragestellungen aufgreift, die für die weitere Entwick- lung ihrer Herkunftsregionen relevant sind. Die Alexander von Humboldt-Stiftung begrüßt insbesondere die Bewerbungen von Wissenschaftlerinnen. Sie forschen und lehren in Deutschland und kooperieren mit Wissenschaftler*innen aus Entwicklungs- und Schwellenländern? Dann weisen Sie Ihre Partner*innen auf die Fördermöglichkeiten durch das Georg Forster-Forschungsstipendium hin! MEHR ERFAHREN: www.humboldt-foundation.de/ georgforster Foto: Oluwasegun Moses Oke 3 HUMBOLDT KOSMOS 116/2024

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