Nr. 116/2024
Verteilung von Nobelpreisträger*innen und Topuniversitäten nach Regionen Konzentration im Norden: Wo gibt es die meis- ten Nobelpreisträger*innen und die in ein- schlägigen Rankings führenden Universitäten? 31 11 9 355 1 2 3 5 EUROPA NORDAFRIKA NAHER OSTEN SÜDAFRIKA AUSTRALIEN SÜD-/MITTELAMERIKA NORDAMERIKA FRANKREICH SCHWEIZ CHINA 1 KANADA ASIEN NOBELPREISE NACH REGIONEN Diese Karte fasst die Nobelpreisträger*innen in Che- mie, Physik sowie Medizin/Phy- siologie und die Träger*innen des Alfred-Nobel-Gedächtnis- preises für Wirtschaftswissen- schaften Stand 2023 nach Her- kunftsregionen zusammen. Den sogenannten Wirtschaftsnobel- preis stiftet seit 1968 die Schwe- dische Nationalbank. Insgesamt dominiert der sogenannte glo- bale Norden deutlich. Zu geringe Diversität bei der Aus- wahl der Preisträger*innen ist ein Kritikpunkt, der zuletzt in Bezug auf die Traditionspreise angeführt wird, ob bei der Ver- teilung der Geschlechter – oder der regionalen wie ethnischen Herkunft. DIE TOP 25- UNIVERSITÄTEN Dargestellt ist hier die Vertei- lung der Universitäten, die 2023 beim Academic Ranking of World Universities die ersten 25 Plätze belegten. Auch hier dominiert der globale Norden, einzig China hat eine Top 25-Uni. Das sogenannte Shanghai-Ranking zählt zu den bekanntesten internationalen Rankings und vergleicht etwa nach Publikationen, Zitationsra- ten und hochrangigen Aus- zeichnungen. Kritik gibt es besonders an der Glaubwürdig- keit und Methodik solcher Hoch- schulrankings. Dennoch gilt ihr Einfluss als groß, im internatio- nalen Standortwettbewerb wie auch bei der Verteilung öffentli- cher Forschungsgelder. 1 1 17 4 USA 369 VEREINIGTES KÖNIGREICH Quelle: Nobelpreise: Basierend auf Statista.com. Aufgrund un- terschiedlicher geografischer Zuordnungen können Ab- weichungen im Vergleich zu anderen Quellen auftreten. Ranking: https://www. shanghairanking.com/ news/arwu/2023 DAS KOLONIALE ERBE DER WISSENSCHAFT WIRD ZUNEHMEND REFLEKTIERT. „ müssten nach Europa fahren, umObjekte und Kulturgüter aus ihrer Heimat zu sehen.“ Ein Beispiel: Das berühmte Brachiosaurusskelett imBerliner Naturkundemuseum, das aus Tan- sania stammt. „In Tansania wurden sehr viele solcher Dinge gefunden. Heute befindet sich davon aber kaum noch etwas im Land“, sagt Ulrike Lindner. „Das spiegelt dieses Macht- gefälle zwischen Europa und den ehemaligen Kolonien und befördert es zugleich.“ Bis heute werde indigenes Wissen häu- fig nicht geschätzt, sondern durch die Brille der Kolonialgeschichte betrachtet, kritisiert Marleen Haboud. Ulrike Lindner beobach- tet ebenfalls, dass Strukturen und Praktiken aus der Kolonialzeit fortbestehen – auch in der Wissenschaft. „Bis heute werden bei For- schungsprojekten in den Ländern des glo- balen Südens oft Dinge zusammengetragen und dann in den USA oder in Europa ver- wertet. Ich denke, auch dieses Zuarbeiten bei der Wissensproduktion ist eine Kolonialis- musfolge.“ In den letzten zwei Jahrzehnten jedoch sei ein Bewusstseinswandel zu beob- achten. Europäische Forschende übten zuneh- mend Selbstkritik, reflektierten das koloniale Erbe der Wissenschaften. Länder des globalen Südens zeigten sich zudem selbstbewusster, beschränkten den Zugang zu ihren Ressour- cen, forderten Beteiligung an Forschungs- vorhaben ein. Inzwischen werde auch in der Kolonialgeschichte ein differenzierteres Bild gezeichnet als lange Zeit üblich. Abgeschlos- sen ist dieser Reflexionsprozess jedoch noch lange nicht. SCHWERPUNKT 16 17 HUMBOLDT KOSMOS 116/2024 HUMBOLDT KOSMOS 116/2024
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