Nr. 115/2023

Foto: Humboldt-Stiftung/Frank Siemers Mit Computersimulationen können Forschende sowohl das Klima der kommenden Jahrzehnte als auch kurzfristig das Wetter für bestimmte Regionen vorhersagen. Die Präzision ist bislang aller- dings begrenzt. Um die komplexen Vorgänge in der Atmosphäre durchzukalkulieren und beispielsweise frühzeitig lokale Extrem- wetterlagen wie Starkregen zu erkennen, braucht es enorme Rechen- kapazitäten. Neue Supercomputer können sie liefern. Der US-ame- rikanische Atmosphärenphysiker Bjorn Stevens arbeitet daran. 2022 ging an seinem Institut in Hamburg beispielsweise „Levante“ in Betrieb. Der Supercomputer bewältigt 14 Billiarden Rechenopera- tionen pro Sekunde. „Er wird langfristige Simulationen mit Klima- modellen ermöglichen, die eine Gitterauflösung von zum Beispiel 3 Kilometern haben“, sagt Stevens. Der Forscher modifiziert den Code von Levante so, dass die Simulationen optimal laufen. Globale Simu- lationen, die auf Modellen mit solch feinen Gittern basieren, waren bisher nur für bis zu einigenMonaten möglich. Levante hingegen wird sie für mehrere Jahre ermöglichen. Doch um etwa zu verstehen, wie sich Starkregenfälle mit der Erd­ erwärmung verändern werden, braucht man Computer, die noch Hun- derte Male leistungsfähiger sind als Levante. Stevens und einige Kolleg*innen fordern, dass sich Klimarechenzentren international zusammenschließen, um Zugang zu dieser neuen Generation Super- computer zu erlangen. 2024 soll ein solches Gerät am Forschungszen- trum Jülich in Betrieb gehen. Text JAN BERNDORFF PROFESSOR DR. BJORN STEVENS kam 1998 mit einem Humboldt- Forschungsstipendium ans Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, wo er heute Geschäftsführender Direktor ist. HERR STEVENS, WIE PRÄZISE KÖNNEN SUPERCOMPUTER STARKREGEN VORHERSAGEN? 9 HUMBOLDT KOSMOS 115/2023

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