Nr. 115/2023

32 HUMBOLDT KOSMOS 115/2023 DEUTSCHLAND IM BLICK Immer noch positiv, aber schwächer sind die Bewertun- gen zu Dual-Career-Angeboten, Nachwuchsförderung und beruflichen Perspektiven. Nach ihren Assoziationen zu Deutschland auf einer Skala von minus bis plus fünf befragt, erschien Deutsch- land als sehr wissenschaftsfreundlich, demokratisch, geschlechtergleichberechtigt, gastfreundlich und tolerant. In puncto Humor und Offenheit waren die Rückmeldun- gen weniger positiv. Den einzigen negativen Wert gibt es für die Bürokra- tie. Allein Stipendiat*innen aus Asien kommt Deutsch- land eher unbürokratisch vor. Am schlechtesten bewerten Geförderte aus Nordamerika diese Eigenschaft. Gegenüber der letzten Befragung aus den Jahren 2012 bis Mitte 2018 hat sich dieser Wert nochmal um 0,6 Punkte verschlechtert. Auch in den freien Kommentaren wird die Bürokratie häufig kritisiert (27 Prozent), gefolgt von Sprachbarrieren (26 Prozent). Individuelle Hinweise auf Diskriminierung und Rassismus machen sechs Prozent der Gesamtkom- mentare aus. Besonders oft berichten hiervon Geförderte aus der Region Subsahara-Afrika (10 Prozent der Befrag- ten dieser Region), am seltensten Geförderte aus europä- ischen Ländern (4 Prozent). W ie offen und tolerant begegnen die Deutschen Gastforschenden aus dem Ausland? Wie fortschrittlich ist man hierzulande, wie bürokratisch, wie gast- freundlich? Wie gut sind die Labore ausgestattet und die Bibliotheken? Wie steht es um Arbeitszeiten, Kinderbe- treuung oder die Karrierechancen für den wissenschaft- lichen Nachwuchs? Die Humboldt-Stiftung hat das Feedback von mehr als 1.800 Stipendiat*innen aus 119 Ländern ausgewertet, die von August 2018 bis Mai 2022 an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen zu Gast waren. Die Befra- gung zeigt, wie Deutschland im Vergleich zum eigenen Herkunftsland abschneidet. FORSCHUNG UND FINANZIERUNG TOP Als Wissenschaftsstandort bekommt Deutschland hier- bei ausnahmslos gute Noten im Vergleich mit den Her- kunftsländern. Auf einer Skala von null bis zehn gibt es Topbewertungen in puncto Infrastruktur, Qualität der Forschung, Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte, Internationalität und Kinderbetreuung. Die Ergebnisse unterscheiden sich jedoch je nach Herkunftsregion. So bewerten etwa die Geförderten aus Asien die Qualität der Forschung besser als jene aus Nordamerika. Dennoch zeigt die Auswertung, dass Deutschland auf diesen Feldern posi- tiv abschneidet, gleichgültig mit welchem Land es vergli- chen wird. Die Studie Deutschland von außen zeigt, wie Gastforschende aus dem Ausland das Arbeiten und Leben hierzulande bewerten. Text GEORG SCHOLL EIN ELDORADO DER FORSCHUNG — UND DER BÜROKRATIE Ausführliche Auswertungen nach Regionen und Ländern finden Sie online: www.humboldt-foundation.de/entdecken/ deutschland-von-außen/2023

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=