Nr. 115/2023

BESSER GERÜSTET SEIN FÜR DIE NÄCHSTE KATASTROPHE Überschwemmungen und Dürren bedrohen die Leben von Millionen Menschen in Pakistan. Bessere Vorsorge aber auch sozialer Wandel können helfen. Was der Klimawandel konkret im Alltag bedeuten kann, wird auf drastische Weise deutlich, wenn Faisal Abbas aus seinem Hei- matland Pakistan berichtet. Im Jahr 2022 folgten dort binnen vier Monaten extreme Dürre und die schwerste Flutkatastrophe seit Beginn der Wetteraufzeichnungen aufeinan- der. Allein die Flut forderte über 1.700 Todes- opfer, acht Millionen Menschen verloren ihr Zuhause. Die Landwirtschaft, in der fast die Hälfte der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt verdient, liegt seither darnieder. Die Preise für Lebensmittel sind schier explodiert. „Binnen Tagen haben sie sich verdrei- bis verfünffacht“, berichtet Faisal Abbas, Wirtschaftswissen- schaftler an der National University of Scien- ces & Technology in Islamabad. „Für Men- schen, die ohnehin kaum genug zum Leben haben, hat das dramatische Folgen. Viele lei- den Hunger.“ Abbas will mit seiner Forschung helfen, solche Situationen zu entschärfen. Er ist spe- zialisiert auf Entwicklungsthemen wie Ernäh- rungssicherheit, Gesundheit, insbesondere vonMüttern und Kindern, sowie geschlechts- spezifische Unterdrückung. „Während meiner Promotion an der Universität Bonn vor 15 Jah- Programm. Ein Programm, bei dem von der Humboldt-Stiftung geförderte und andere Forschende zusammen mit Personen aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Journalismus an einem gemeinsamen Thema arbeiten. Im Sommer 2022 hat Miller- Idriss das Programm zum Thema „Sozialer Zusammenhalt“ geleitet. WANN ZUSAMMENHALT SCHADET „Ein wichtiger Punkt, der in den Diskussio- nen aufkam, war, dass es – bei aller Bedeu- tung des sozialen Zusammenhalts – auch ein Zuviel davon geben kann“, sagt Miller-Idriss. Einerseits sei der soziale Zusammenhalt der- zeit durch Verschwörungserzählungen, Pro- paganda und Desinformation akut bedroht. Gleichwohl könne zu viel Homogenität in einer Gesellschaft auch schädlich sein, weil eine Gesellschaft auch von Abweichung und der Unterschiedlichkeit verschiedener Grup- pen lebe. „Sozialer Zusammenhalt muss Minderheiten mit einschließen, ohne diese zwanghaft assimilieren zu wollen“, betont die Wissenschaftlerin. Text MARLENE HALSER PROFESSOR DR. FAISAL ABBAS ist Wirtschafts­ wissenschaftler an der National University of Sciences & Technology in Islamabad, Pakistan. 2017/18 forschte er als Georg Forster-Forschungs- stipendiat an der Universi- tät Göttingen. Faisal berät die Regierung Pakistans als Mitglied des Committee on Key Economic and Policy Issues sowie des Health and Well-Being, Food and Agriculture Sector Com- mittee. Fotos: privat › 23 HUMBOLDT KOSMOS 115/2023

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