Nr. 115/2023

von Abomey-Calavi in Benin und als Leiter des Humboldt-Forschungshubs „Sozio-öko- logische Modellierung der Covid-19-Dyna- mik in Afrika“. In Benin und vielen anderen Ländern Afrikas nimmt die Bevölkerungszahl stark zu. Gleichzeitig schwinden die Wälder und landwirtschaftlich nutzbare Flächen – nicht nur, weil der Klimawandel Hitze und Trocken- heit verstärkt, sondern auch weil die Menschen Böden undWälder übernutzen. Entsprechend wird es immer schwieriger, alle mit genügend Nahrung zu versorgen. Um dem entgegenzu- wirken, denken Forschende in Industrielän- dern oft eher an Gentechnologie oder mehr- stöckige Treibhausproduktion auch in Städten. Doch in Afrika sieht Glèlè Kakaï dafür eine viel einfachere Lösung: Statt sich auf moderne Turbosorten zu konzentrieren, die mit dem sich verändernden Klima nicht zurechtkom- men, sollte man auf Kulturpflanzen wie etwa die sogenannte Wunderbeere Synsepalum dul- cificum oder den Meerrettichbaum zurück- greifen, die trocken- und hitzetolerant sowie sehr nahrhaft sind. „Die gibt es längst. Die Bauern auf dem Land bauen sie zum Teil seit vielen Jahrzehnten an. Durch gezielte Zucht PROFESSOR DR. ROMAIN GLÈLÈ KAKAÏ aus Benin lehrt und forscht an der Faculty of Agrono- mic Sciences der Universi- tät von Abomey-Calavi. Er ist Leiter eines mit 750.000 Euro ausgestatte- ten Humboldt-Forschungs- hubs und Vorsitzender des African German Network of Excellence in Science (AGNES). Von 2008 bis 2009 forschte er mit einem Humboldt-Forschungssti- pendium an der Universität Freiburg. könnten wir diese Pflanzen weiterentwickeln und im größeren Maßstab anbauen.“ KAMPF UM DIE LETZTEN WÄLDER Einen weiteren Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen in Afrika sieht Glèlè Kakaï darin, junge Forschende nicht nur gut auszu- bilden, sondern ihnen auch in ihrer Heimat eine Zukunft zu bieten. „Wir haben so viele talentierte junge Menschen hier in Afrika. Sie sind unser größtes Kapital. Und das gilt es zu nutzen.“ Er selbst habe zuletzt im Auf- trag der Regierung an einer Waldinventur in Benin gearbeitet. Mit mehreren Postdocs und Studienabsolvent*innen ist er in die ländli- chen Regionen des Landes gereist und hat den Baumbestand und dessen Zustand erfasst, um die verbliebenen Wälder des Landes gezielter schützen zu können. „Dabei kommt es vor, dass wir Menschen treffen, die meinen, wir seien auf ihrem Land und wollten ihnen ihren Foto: privat › 15 HUMBOLDT KOSMOS 115/2023

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