Nr. 114/2022

29 HUMBOLDT KOSMOS 114/2022 jekte begreift. Um diese fachinterne Debatte zu führen, battle er sich auch gerne öffentlich mit jedem „Bling-Bling- Linguisten“, wie er es formuliert. Mit Forschenden, die stark vereinfachte Thesen vertreten, um Aufmerksamkeit zu generieren. „Solche Debatten machen mir Spaß“, sagt er. Auch hier kann Kofi Yakpo, der Linguist, von seinem Hip-Hop-Alter Ego profitieren. PROFESSOR DR. KOFI YAKPO ist Associate Professor für Lingu- istik an der University of Hong Kong, China. 2020/21 war er Humboldt-Forschungsstipendiat am Institut für Asien- und Afrika- wissenschaften der Humboldt-­ Universität zu Berlin. Unter dem Künstlernamen „Linguist“ schrieb er mit seiner Band Advanced Chemistry Musikgeschichte. Yakpo verfasste zudem Theater- stücke und Kurzgeschichten und wurde 2004 mit dem May Ayim Award für schwarze Literatur ausgezeichnet. Ihr hohes soziales Prestige war Anreiz für die nigeriani- sche Mehrheitsgesellschaft, ihre Sprache zu erlernen. „Die Sprecher*innen der Minderheitensprache Krio hatten ein Interesse an sozialer Interaktion mit der Mehrheitsbevöl- kerung,“ so Yakpo. Das sei aber eben nicht immer der Fall, wie die Geschichte der Hybridisierung von Sprache und Kultur in der Karibik zeige. „Die Hierarchie, die durch das kolo- niale System und die Versklavung entstand, war so scharf, dass die Afrikaner*innen, die in Ketten in der Karibik ankamen, kein Interesse hatten, die Sprache der Kolonial- herren zu lernen.“ Also, sagt Yakpo, hätten sie das Engli- sche schnell stark verändert: „Eine Art Gegenreflex, weil es keine Möglichkeit der Partizipation und des sozialen Aufstiegs gab.“ Auch dieses Ergebnis widerspricht der landläufigen These, versklavte Afrikaner*innen in der Karibik wären nicht fähig gewesen, korrekt Englisch zu lernen und hätten die aufgeschnappten Fetzen aus der Not heraus vereinfacht und mit ihren eigenen Sprachen ergänzt. Worum es Yakpo in seiner Forschung letztlich geht, ist Agency, um die Frage der Handlungs- und Widerstands- fähigkeit von Afrikaner*innen, um eine Sprachforschung, die Sprecher*innen von Kreolsprachen als handelnde Sub- Fotos: privat, Eugene Tam „ SPRACHE IST IN EUROPA ETWAS, DAS SICH NICHT VERÄNDERN DARF. IN WESTAFRIKA IST DAS NICHT SO.“

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