Nr. 114/2022
Ressourcenverbrauch durch die Herstellung von Halbleitern verringern. Sie betreiben Grundlagenforschung, doch Ihre Ergebnisse werden auch in der Wirt- schaft genutzt. Wie funktioniert die Zusam- menarbeit? Wir entwickeln grundlegende Methodik. Und die wird in der KI oft mit sehr realistischen Daten, etwa aus der Wirtschaft, getestet. Die Software, die dabei rauskommt, wird in der Regel als Open Source veröffentlicht, schon wegen der wissenschaftlichen Reproduzier- barkeit und auch, um es anderen einfacher zu machen, darauf aufzubauen. Für die Indus- trie sind unsere Ergebnisse deshalb schnell anwendbar. Bekommen Sie Forschungsgelder von der Industrie? Manchmal ja. Aber uns geht es bei Koopera- tionen weniger um Geld, sondern wir wol- len sehen, wie sich unsere Methodik bei der Lösung tatsächlicher Anwendungsprobleme verhält. Mit der Alexander von Humboldt- Professur bin ich außerdem großzügig ausge- stattet. Das Problem ist zurzeit nicht, dass wir nicht genug Geld haben, sondern eher, dass wir Personen mit dem nötigen Talent für „WIR BRAUCHEN EIN CERN FÜR KI IN EUROPA“ Eine mensch-zentrierte KI kann zum großen Standortvorteil für Deutschland und Europa werden, sagt der Alexander von Humboldt-Professor für KI Holger Hoos. Ein Gespräch über den Kampf um Talente mit der Industrie, nachhaltige KI und darüber, was Europa von Kanada lernen kann. KOSMOS: Herr Professor Hoos, Sie werben für eine mensch-zentrierte KI. Was steckt dahinter? HOLGER HOOS: KI sollte uns Menschen dabei unterstützen, Probleme zu lösen, die wir ohne KI nicht bewältigen können. In der Medizin gibt es viele Anwendungen, in denen das der Fall ist. Auch beim Klimawandel sind wir auf KI angewiesen, um die Atmosphäre, die Meere besser zu verstehen. Ganz wichtig sind aber auch die ethischen Grundlagen in der KI. Wir müssen dafür sorgen, dass der Einsatz von KI nicht zum Verlust der Privatsphäre oder zur Konstruktion letaler autonomer Waffensys- teme führt. Kurz: Es geht mir um eine KI zum Wohle der Menschen. Dazu gehört auch, die KI selbst nachhaltiger zu machen. Wie wollen Sie vorgehen? Datenzentren sind schon jetzt nicht unerheblich am CO₂- Ausstoß beteiligt. Tendenz steigend … Ganz genau. Bei meiner Forschung geht es deshalb auch darum, maschinelles Lernen effizienter zu machen: mit kleineren Mengen Daten, weniger Berechnungen und damit weniger CO₂-Ausstoß ähnlich gute Resul- tate zu erzielen. Unser Ziel ist eine Einspa- rung von 50 bis 90 Prozent. Das würde auch weniger Hardware erfordern und damit den PROFESSOR DR. HOLGER HOOS ist Informatiker und seit 2022 Humboldt-Professor für KI an der RWTH Aachen. Zuvor forschte er in Kanada und in den Niederlanden. Foto: Elodie Burrillon › 21 HUMBOLDT KOSMOS 114/2022
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